Die kleine Waldmaus und das Stacheltier

Kastaniengeschichte für Kinder – Die kleine Waldmaus trifft einen seltsames Stacheltier, das wie ein Igel aussieht

Eine anstrengende Zeit war die Herbstzeit. Vorräte mussten gesammelt und gut aufbewahrt werden. Sobald es dämmerte, war Familie Waldmaus in Wald und Feld unterwegs. Hunger im Winter nämlich war eine gemeine Sache.
“Strengt euch an!”, sagte Opa Maus. „Ein satter Bauch erleichtert uns die Kälte. Sammelt alle Vorräte, die ihr finden könnt!“
Und so waren alle Waldmäuse in diesen Herbsttagen unterwegs. Auch die kleine Waldmaus durchstreifte den Wald. Viele Nüsse und Bucheckern hatte sie schon gesammelt und sie fühlte sich ein bisschen müde.
“Noch eine Nuss muss ich finden”, nahm sie sich vor. „Dann ruhe ich mich aus.”
Aber sie fand keine Nuss mehr in der Nähe des Mäusebaues. Tiefer in den Wald aber wollte sie nicht gehen. ‚Das ist gefährlich!‘, hatte Opa Maus gewarnt. Aber sie musste diese einzige letzte Nuss doch unbedingt finden!
‚Hm!‘ Die kleine Waldmaus dachte nach. Dann huschte sie schnell auf die andere Seite des Weges und betrat vorsichtig das fremde Wäldchen.
Ein Schritt und noch ein Schritt und noch einer. Psst!
Sie spähte nach allen Seiten. ‚Sei immer auf der Hut!‘, hatte Opa Maus gesagt. Daran dachte die kleine Waldmaus nun. Sie war so vorsichtig und so sehr auf der Hut, dass sie vor lauter Hin- und Hergucken nicht mehr auf den Waldboden achtete.
Da passierte es. Sie trat auf ein seltsames Ding mit vielen kleinen spitzen Stacheln. Autsch! Das tat weh!
“Autsch!”, schrie die kleine Maus auf. „Ein fremder Feind! Hilfe!“
Sie zuckte zurück. Diese spitzen, schmerzenden Stacheln kannte sie doch! Von den Igeln. Und Igel waren immer hungrig und gefährlich für Waldmäuse.
“Hilfe!”, rief sie wieder. “Bist du ein Igel? Ein kleiner grüner Igel?”
Das Stachelding schwieg. Ohne sich zu bewegen lag es vor der kleinen Maus auf dem Boden und tat … nichts.
“Ich kenne keine grünen Igel”, sagte die Waldmaus, die sich schon ein bisschen weniger fürchtete. “Aber sag, wer bist du?”
“Ein Kastanienigel ist’s”, brummte eine Stimme vom Heidelbeerstrauch her. “In seinem Stachelbauch verbirgt er einen kostbaren Schatz. Eine leckere, süße Kastanienfrucht. Und keine Bange. Ich … ich bin ein Igel und ich habe keinen Appetit auf kleine Waldmäuse.”
Ein Igel? Die Waldmaus erschrak so sehr, dass sie sich nicht bewegen und schon gar nicht fliehen konnte.
Der Igel kam näher. „Aber ich habe eine riesengroße Lust auf eine süße, leckere Kastanie. Ich muss sie nur aus ihrem grünen Stachelkleid befreien“, sagte er. “Hilfst du mir?”
“I-i-ich…”, stammelte die kleine Maus. “J-j-ja…”
“Prima!”, freute sich der Igel.
Und dann half die kleine Waldmaus ihrem neuen Freund die Kastanienhülle, die sogar für einen stacheligen Igel zu stachelig war, zu öffnen. Und der Igel hatte recht: Die Kastanie, die sich hinter den Stacheln versteckte, schmeckte prima. Sie war so lecker, dass die kleine Waldmaus und der kleine Igel noch viele Kastanienstachelhüllen in diesem Herbst gemeinsam öffneten.
Aber das blieb ihr Geheimnis. Psst!

© Elke Bräunling


Seltsames “Stacheltier”, Bildquelle © Nietjuh/pixabay

 

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