Der kleine Igel Friedo sucht ein Winterquartier
Herbstmärchen – Der Winter steht vor der Tür und Igel Friedo hat noch kein Winterquartier. Es ist auch gar nicht einfach, eines zu finden. Igel Friedo macht sich auf die Suche
Als der Igel Friedo eines Tags erwacht, sind die Bäume über Nacht fast kahl geworden.
„Es riecht nach Winter!“, brummt er. „Hmhm!“ Friedo schnuppert. „Kälte liegt in der Luft. Vor lauter Winterspeck-Anfuttern habe ich vergessen, mir ein Winterquartier zu suchen.“
Er trippelt los. Plötzlich steht ein Kater vor ihm. Schnell rollt sich Friedo zu einer Kugel zusammen.
Der Kater stupst die stachelnde Igelkugel mit der Pfote an. „Aua, miaua!“, heult er. „Das tut weh!“
„Warum fummelst du auch an mir herum?“, murrt Friedo.
„Weil du hier nichts zu suchen hast!“, grollt der Kater. „Das ist mein Revier.“
„Ich gehe ja schon!“, brummt Friedo und blickt sich um. „Dort drüben sind Büsche. Dort finde ich ein Winterversteck.“
Er macht sich auf den Weg über die Straße. Bremsen kreischen auf, und gerade noch rechtzeitig hält ein Auto vor Friedo an. Hinter ihm ertönt ein lautes Hupkonzert.
„Na los, du Igel. Mach, dass du über die Straße kommst“, ruft eine Menschenstimme. „Ich habe es eilig.“
„Ich auch!“ Friedo nimmt die Beine in die Hand. Nichts wie weg hier von dieser tödlichen Gefahr. So schnell er kann fuselt Friedo davon, doch bevor er das rettende Gebüsch erreicht, stupst ihn eine feuchte Hundenase unsanft an.
„Hey!“, schreit er. „Was willst du?“
„Mir keineswegs die Nase zerstechen“, knurrt der Hund. „Sag, was treibst du hier? Ihr Igel solltet längst schlafen!“
Friedo seufzt. „Ich bin ja auf der Suche nach einem Schlafplatz. Kennst du vielleicht einen schönen Laubhaufen hier in der Nähe?“
Der Hund denkt nach. „Was an einem Laubhaufen schön sein soll, ist mir ein Rätsel. Aber ich kenne einen Parkwächter. Der verjagt mich immer mit seinem Besen.“
Friedo horcht auf. „Dann werde ich mich dort gleich einmal umsehen.“
„Mach das“, knurrt der Hund. „Aber zuerst musst du über den Spielplatz. Pass auf dich auf!“
„Danke.“ Friedo marschiert los. Vorsichtig will er sich am Spielplatz an den Kindern vorbeischleichen. Doch da haben die ihn auch schon entdeckt.
„Ein Igel“, rufen sie. „Wie niedlich! Ob wir ihn mit nach Hause nehmen dürfen?“
„Ich wollte schon immer einen Igel haben“, sagt ein Junge.
„Igel brauchen ihre Freiheit“, entgegnet ein Mädchen.
Der Junge aber bleibt stur. „Den nehme ich mit heim!“
„Nein, das tust du nicht!“
„Doch!“ „Nein!“
Die Kinder fangen an zu streiten, und Friedo läuft schnell davon.
„Ach“, murmelt er, „wenn ich doch nur schon meinen Schlafplatz gefunden hätte!“
Müde trippelt er durch den Park. Von weitem sieht er den Parkwächter Laub kehren. Doch er kehrt das Laub nicht zu einem Haufen zusammen, sondern packt es in Körbe und trägt es davon.
„Bitte“, fragt Friedo den Parkwächter. „Kannst du mir etwas Laub übrig lassen?“
Der Parkwächter glaubt seinen Ohren nicht zu trauen. „Träume ich?“, fragt er sich. „Mir war, als hätte ich einen Igel um Laub betteln hören. So etwas aber auch! Laub ist Abfall, und Abfall gehört in die Mülltonne. In meinem Park soll es sauber sein.“
Friedo versteht die Welt nicht mehr. „Und wo soll ich diesen Winter verbringen?“, murmelt er. „Gibt es auf dieser großen Welt keinen Platz mehr für einen kleinen Igel?“
Traurig und sehr müde trottet er zu den Schrebergärten hinüber.
„Morgen ist auch noch ein Tag“, murmelt er, rollt sich unter einer Gartenbank zu einer Kugel zusammen und schläft ein.
© Elke Bräunling
Hier findest du Geschichten, Märchen und Gedichte über Igel im Herbst und im Winter:
Der kleine Igel und das Ende des Sommers
Der kleine Igel und der große Hunger
Als der kleine Igel über die große Katze stolperte
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Von Igeln, Winterschlaf und Hungerkünstlern
Hallo mir ist kalt – Igel sucht ein Winterquartier
Igel Friedo sucht ein Winterquartier
Die kleine Waldmaus und das Stacheltier
Hungrig wie ein Igel
Der Herbstlaubberg
Der kleine Igel und das weiße Weiß
Das Winterland im Blätterberg – Fantasiereise zum Ende des Herbstes
Der kleine Igel macht Winterschlaf – Fantasiereise und Entspannungsübung
Igelherbst, Bildquelle © monicore/pixabay
Aus dem Buch:
WALDGESCHICHTEN
Taschenbuch: Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Wald: Waldgeschichten für Kinder * Ebook: Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte vom Wald *
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Ich liebe diese Igelgeschichten! (… und die anderen auch! 🙂 )
Die Geschichte von Friedo allerdings – die ist (für mich) irgendwie nicht ganz fertig. Trotzdem werde ich sie im Kindergarten erzählen! Sie birgt nämlich die unwahrscheinlich tolle Eigenschaft, dass sie nach einer “Fortsetzung” ruft. Und die sollen die Kinder erfinden! Ich bin jetzt schon gespannt, wo Friedo sein Winterquartier findet… 🙂
PS: Bei uns wird er “Isidor” heissen, da dies der Name unseres “Buchstabenigels” ist…
Hallo Maggie!
Danke für deine Kritik. Du hast recht, der Friedo hat noch nicht sein Winterquartier gefunden. Damals wollte ich eine Fortsetzung schreiben, doch dann geriet es in Vergessenheit. Gut, dass du mich erinnerst und vielleicht schaffte ich es doch noch zu schreiben, wo Friedo seinen Platz finden wird.
Mächtig gespannt wäre ich allerdings auf die Ideen deiner Kinder aus der Kindergruppe. Was sie sich wohl für “Isidor” einfallen lassen? Magst du erzählen?
Lieber Gruß und viel Spaß mit Isidor
Elke
Liebe Elke
Ich habe mit einer Gruppe von fünf Kindern Friedos (bzw. in unserem Fall Isidors) Geschichte weitergesponnen. Als Erstes mussten sie sich natürlich überlegen, wer denn unserem Isidor helfen könnte, ein gutes Winterversteck zu finden und wo sich dieses befindet. Laubhaufen, aber wo? In einer Höhle! Bei einem Baum im Wald. Gut. Wer kennt so eine Höhle? Ein Frosch! So weit, so gut, aber jetzt mussten sie daraus eine Geschichte bauen. Nur so nebenbei, die Kinder sind zwischen 4 und 5 Jahre alt!
Und so geht unsere Geschichte (die ich nur aufgeschrieben habe, anhand der Notizen, die ich während des Erfindens gemacht habe):
“Am nächsten Morgen wacht Isidor auf. Er friert. “Ich muss ein gutes Winterversteck finden, in einem grossen Laubhaufen!”, murmelt er vor sich hin. Dann trippelt er los. Zum Glück scheint die Sonne. Er begegnet einem Frosch. “Hallo, Frosch! Kannst du mir helfen, ein Winterversteck zu finden?”, fragt Isidor. “Ich suche einen Laubhaufen, am besten in einer Höhle.”
“Quaaaak, quaaaak, ja, ja! Ich kenne eine Höhle unter einem Baum im Wald. Komm mit, ich zeige sie dir!”
Der Frosch hüpft voran, schnurstracks zum Teich und “platsch!”, mit einem grossen Kopfsprung ins Wasser! Zum Glück kann Isidor schwimmen. Er paddelt hinter dem Frosch her und ist froh, als sie am anderen Ufer ankommen.
Der Frosch führt Isidor zu einem grossen, alten Baum. Daneben sieht Isidor ein Loch. “Schau, hier ist die Höhle. Das ist ein guter Platz zum Schlafen!” Die beiden kriechen in die Höhle hinein. Isidor ist glücklich. Jetzt muss er nur noch Laub sammeln und in die Höhle tragen. Der Frosch hilft ihm dabei.
Beide sind nun müde und machen es sich in der Höhle gemütlich. Isidor rollt sich ein und fällt gleich in den Winterschlaf, und auch der Frosch kuschelt sich ins Laub, aber nicht zu nah an Isidors Stacheln!”
Liebe Grüsse
Maggie
Liebe Maggie,
DAS ist eine schöne Fortsetzung. Sie gefällt mir sehr und wenn du magst, setze ich eure Fortsetzung mit genauer Quellenangabe unter Friedos Geschichte. Das wäre fein.
Und irgendwie überlege ich gerade: was wird sein, wenn die beiden bald nun aufwachen? Bleiben sie Freunde?
Frag doch mal deine kreativen Mitautoren!
Auf bald?
Lieber Gruß
Elke