Michas gruseliger Geistertag

Fröhliche Nebelgeschichte – Überall sind an grauen Herbst- und Wintertagen “Geister” und Gespenster unterwegs. Auch bei dir. Schau mal aus dem Fenster!

”Im Herbst gibt´s viele Geister und Gespenster und Hexen und Vampire, ach, und noch viel mehr”, sagt Micha.
”Es gibt keine Geister, Gespenster, Hexen und Vampire”, tröstet Papa. ”Die findest du nur in den Märchen.”
”Stimmt nicht”, sagt Micha. ”Vorhin hab ich sie gesehen. Draußen.”
”Du schwindelst.” Papa macht ein ungläubiges Gesicht. ”Ich war auch draußen, doch mir ist kein Geist begegnet.”
”Dich hab ich auch gesehen”, kichert Micha. ”Du hast ausgesehen wie…”
”Wie was?”, fragt Papa.
Micha aber will nicht mehr verraten. Er zieht Papa zum Fenster. ”Guck!”, sagt er und deutet hinaus.
Neblig ist es draußen, nieselnass und dämmerig. Micha deutet auf den Nussbaum, dessen Äste wie kahle Knochenarme in den Himmel ragen.
”Das ist der Knochengeist”, erklärt er. ”Und die Tanne dort ist der Klopfgeist. Hörst du, wie ihre Zweige manchmal ans Fenster klopfen?”
Papa nickt. Ja, er kann den ´Klopfgeist´ hören.
”Und dort sitzt ein Vampir. Huh, ist der eklig!” Micha deutet auf die Krähe, die auf dem Kirschbaum sitzt. ”Der Vampir wird bestimmt gleich das Lauergespenst überfallen und kaputt machen.”
”Was für ein Lauergespenst?”, staunt Papa.
”Na, das da!” Micha deutet auf Kater Felix.
”Oje!” Papa erschrickt. ”Wie gruselig!”
Micha nickt. ”Und jetzt kommt auch noch die böse Hexe. Die wird die Erdgeister einsammeln und in ihr Reich entführen.
”Eine Hexe? Wo?” Papa ist nun ganz aufgeregt.
”Dort!” Micha deutet zu Frau Linde, der Nachbarin, die im Garten Kartoffeln erntet.
”Arme Erdgeister”, murmelt Papa. ”Was die Hexe wohl mit ihnen anstellen wird?”
”Ist doch klar”, sagt Micha. ”Ins Feuer werfen wird sie sie und kochen und braten und auffressen. Uahhhh!”
”Herrje!” Papa zuckt zusammen. ”Du hast Recht. Richtig unheimlich ist es hier.”
”Das ist noch gar nichts”, sagt Micha ernst. ”Jetzt kommt nämlich Frau Obervampir. Da drüben. Auf der Straße.”
”Echt?” Papa guckt erschrocken auf die Straße und sieht Frau Bachmann in einem dunklen Cape vorübergehen.
”Ganz schön gruselig, so eine Frau Obervampir”, sagt er. ”Hoffentlich hat sie uns nicht entdeckt.”
”Kein Problem”, sagt Micha. ”Das Hausgespenst passt auf uns auf.”
”Das Hausgespenst?” Papa guckt ganz ungläubig.
Micha lacht. ”Na klar. Es kommt gleich vom Einkaufen zurück.”
Stimmt. Schon hält ein Wagen vor dem Haus, und Mama im gelben Regenmantel steigt aus.
”Das ist unser Hausgespenst?”, fragt Papa.
Micha nickt und winkt dem `Hausgespenst´ zu.
Das winkt zurück. ”Hallo, ihr zwei”, ruft es. ”Helft mir bitte mal beim Ausladen! Ich habe euch auch etwas mitgebracht.”
”Siehst du”, sagt Micha, ”das Hausgespenst ist ein liebes Gespenst. Da muss man sich nicht fürchten.”
Papa lacht. ”Nein, das muss man nicht.”
Die beiden eilen hinaus, um dem `Hausgespenst´ beim Ausladen zu helfen. Ein großer, gelber Kürbis liegt im Kofferraum. ”Für euch!”, sagt das ´Hausgespenst´. ”Was kann man besseres tun an so einem trüben Geistertag als einen Rübengeist zu schnitzen?”
”Toll!”, ruft Micha. ”Wir basteln einen hellen Lichtgeist mit einem Grinsgesicht. Der verjagt dann alle Geister und Gespenster und Hexen und Vampire. Klar?”
”Klar!”, sagt Papa. ”Ich glaube, einen schützenden Lichtgeist können wir hier sehr gut brauchen.”
Er zwinkert Micha zu. Dann müssen beide lachen. So ein Geistertag kann ganz schön lustig sein, oder?

© Elke Bräunling

 

Hier erzählt euch Marc Schröder diese Geschichte. Habt Spaß!


Nebeltag, Bildquelle © wondermar/pixabay

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