Wintergeister lauern überall

Gar nicht langweilig ist ein trüber Winternebeltag. Man kann sie dann nämlich manchmal sehen, die Wintergeister. Überall draußen. Pssst!

”An einem Nebeltag wie heute sind viele Geister unterwegs!“, sagt Robin und deutet aus dem Fenster.
„Geister?“, fragt Papa ungläubig. „Welche Geister denn?“
„Na ja“, meint Robin. „Gespenster, Hexen und Vampire, ach, und noch viele mehr.”
”Gespenster, Hexen und Vampire gibt es nur im Märchen“, sagt Papa.
”Falsch!“, ruft Robin. ”Ich habe heute schon viele gesehen. Draußen.”
”Du schwindelst.” Papa macht ein ungläubiges Gesicht, und Robin zieht Papa zum Fenster.
”Schau!”, sagt er.
Neblig ist es draußen, kalt, nass und dämmerig. Robin deutet auf den Nussbaum, dessen Äste wie kahle Knochenarme in den Himmel ragen. ”Das ist der Knochengeist. Und der Apfelbaum ist der Klopfgeist. Hörst du, wie seine Zweige ans Fenster klopfen?”
Papa nickt. Ja, er kann den ´Klopfgeist´ jetzt auch hören.
”Und dort sitzt ein Vampir. Huh, ist der eklig!” Robin sieht zu der Krähe hinüber, die auf dem Kirschbaum sitzt. ”Der Vampir wird bestimmt gleich das Lauergespenst überfallen und kaputt machen.”
”Was für ein Lauergespenst?”, staunt Papa.
”Na, das da!” Robin deutet auf Kater Felix.
”Oje!” Papa erschrickt. ”Wie gruselig!”
Robin nickt. ”Und jetzt kommt die böse Hexe. Die wird die Erdgeister einsammeln und in ihr Reich entführen.
”Eine Hexe? Wo?” Papa ist nun ganz aufgeregt und sieht zur Nachbarin, Frau Linde, hinüber, die im Garten Rosenkohl erntet. ”Arme Erdgeister”, murmelt er. ”Was wird die Hexe mit ihnen anstellen?”
”Ist doch klar”, sagt Robin. ”In den Kochtopf werfen wird sie sie und kochen, braten und auffressen. Uahhhh!”
”Herrje!” Papa zuckt zusammen. ”Du hast Recht. Sehr unheimlich ist es hier!”
”Das ist noch gar nichts”, sagt Robin ernst. ”Dort kommt nämlich gerade Frau Obervampir. Da drüben!”
”Echt?” Papa guckt erschrocken auf die Straße und sieht Frau Bauer in einem dunklen Cape vorübergehen.
”Ganz schön gruselig, so eine Frau Obervampir”, sagt er. ”Hoffentlich hat sie uns nicht entdeckt.”
”Kein Problem”, sagt Robin. ”Das Hausgespenst passt auf uns auf.” ”Das Hausgespenst?” Papa versteht gar nichts mehr.
Robin lacht. ”Na klar. Es kommt gleich vom Einkaufen zurück.”
Stimmt, wenig später hält ein Wagen vor dem Haus, und Mama steigt aus.
”Das ist unser Hausgespenst?”, fragt Papa.
Robin nickt und winkt dem ‘Hausgespenst´ zu. Das winkt zurück. ”Hallo, ihr zwei”, ruft es. ”Ich habe euch auch etwas mitgebracht.”
”Siehst du”, sagt Robin, ”das Hausgespenst ist ein liebes Gespenst. Du musst dich nicht fürchten.”
Papa lacht. ”Nein, muss ich nicht.”
Die beiden eilen hinaus, um dem ‘Hausgespenst´ beim Ausladen zu helfen. Eine große Bäckertüte mit süßen Gebäckstücken und Kuchen liegt im Kofferraum.
”Für euch!”, sagt das ´Hausgespenst´. ”Aber erst, wenn ihr ein wenig raus an die frische Luft geht und einen Spaziergang macht, ihr Stubenhocker!“
„D-d-das geht nicht“, stammelt Papa. „D-d-da draußen lauern überall s-s-sooo viele Geister. I-i-ich hab Angst!“
Mama sieht Papa ungläubig an. „Angst?“, fragt sie.
Papa nickt.
Robin aber muss lachen. Und wie er lacht! So laut, dass alle Geister, Gespenster, Hexen und Vampire Reißaus nehmen würden, sollten sie noch in der Nähe lauern.

© Elke Bräunling

 


Auch ein kleiner Wintergeist?, Bildquelle © Elljay/pixabay

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