Der Clown und die Grinsgesichter

Eine fröhliche Geschichte gegen schlechte Laune – Lachen steckt an. Und muss ein Clown immer lustig sein?

Eines trüben Tages grinste ein Clown die Leute im Fahrstuhl des Hochhauses frech und breit an.
Morgenmuffelig und müde starrten die Fahrstuhlgäste auf das Grinsgesicht und ärgerten sich. Irgendwie, dachten sie, lache der Clown sie aus.
“Grinsen Sie nicht so blöde!”, herrschte ein besonders finster dreinblickender Herr den Clown an, und die anderen Leute nickten.
Der Clown aber schwieg und grinste, und je mehr sich der Fahrstuhl der Halle näherte, desto höher krochen die herab hängenden Mundwinkel der eben noch so griesgrämig blickenden Leute nach oben. Schließlich verließen alle den Fahrstuhl mit einem breiten, frechen Grinsen.
Der Clown wollte in ein schallendes Gelächter ausbrechen. Aber sein Gesicht war wie durch ein Wunder starr, die Mundwinkel weit nach unten gezogen.
Während sich der Clown, der nun nur noch muffig dreinblicken konnte, wunderte, geschah in der Stadt etwas Seltsames. Alle Menschen, die den grinsenden Leuten aus dem Fahrstuhl begegneten, mussten ebenfalls breit und frech grinsen. Das war so ansteckend, dass bald überall in der Stadt die Menschen einander angrinsten.
Nur der Clown fand sein Lachen nicht mehr. Verwundert sah er in die vielen Grinsgesichter, doch ihm gelang es nicht, ein Lächeln auf sein Gesicht zu zaubern.
“Trübe Tasse!”, sagte ein Junge zu dem Clown und grinste.
Da freute sich der Clown.
“Juchhu, heute darf ich einmal schlecht gelaunt sein”, jubelte er. “Wie lange habe ich mir das gewünscht, doch als Clown muss ich ja immer fröhlich sein.”
Im gleichen Augenblick hoben sich seine Mundwinkel nach oben, und er musste lachen. Traurigsein auf Befehl war nämlich langweilig. Schwupp hatte er sein breites, freches Grinsen zurück gewonnen. Zumindest bis zum nächsten Morgen, bis er wieder den Fahrstuhl betrat und auf morgenmuffelige Leute traf.

© Elke Bräunling


Clownlachen, Bildquelle © angelladagenhart0

 

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