Die Glücksbringer und das Glück

Glücksmärchen – Das Glück ‘glückt’ nicht immer und nicht jedem

„Wer bist du denn?“, fragte das Marzipan-Glücksschwein und tauchte seine Nase in das kleine, graue Päckchen neben ihm auf dem Tisch. „Du passt nicht zu uns heute.“
Es nickte seinen Kameraden, dem Schokolade-Glückskäfer, den Bonbon-Glückskleeblättern und dem Blätterteig-Schornsteinfeger zu.
Die nickten. „Oder hast du auch einen Glücksjob heute?“
Da rief ein dünnes Stimmchen aus dem grauen Päckchen:
„Aber ja. Ich bin ein Keks. Ein Glückskeks. Ja, ein Glück-bring-Keks bin ich.“
Es überschlug sich fast vor Aufregung.
„Hahaha.“ Die Glücksbringer lachten.
„Was hat ein trockener Keks mit Glück zu tun?“, sirrten die Kleeblätter und die Glückskäfer fragten: „Kann man dein Glück wenigstens essen?“
„Und schmeckst du lecker süß wie wir?“, erkundigte sich der Schornsteinfeger.
„Nein. Ich bin ein ganz normaler Keks“, antwortete der Glückskeks, und er fühlte sich gerade nicht ganz so glücklich.
„Ein Scherzkeks bist du! Haha“, lachte ein Glückskäfer und das Glücksschwein gab dem Päckchen einen Schubs.
„Ein langweiliger Keks hat heute hier nichts zu suchen. Verschwinde!“
„Stimmt!“ Der Schornsteinfeger trat ebenfalls nach dem Keks. „Helft alle mit! Wir werfen diesen komischen Kerl vom Tisch.“
„Ja! Weg mit ihm. Er passt nicht zu uns.“
Laut und heftig ging es zu und laut und heftig drängten sich alle Glücksbringer um den Keks, um ihn gemeinsam vom Tisch zu stoßen. Weil sie aber so drängelten und schubsten, verloren sie das Gleichgewicht und einer nach dem anderen von ihnen fiel zu Boden, dem Glückskeks hinterher.
Da lagen sie nun, kaputt und zerbrochen, und sahen sich sehr unglücklich an.
Mühsam las das Glücksschwein mit seinem heil gebliebenen Auge den Text, der in kunstvoller Schrift auf dem Zettel des Glückskekses notiert stand. Seine Stimme wurde dabei immer leiser:
„Glück und Glas, ganz leicht bricht das. Darum, Leute, merkt euch all: Hochmut, der kommt vor den Fall.“

© Elke Bräunling

Viele Glücksbringer zum neuen Jahr, Bildquelle © Innviertlerin/pixabay

 

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