Der bunte Blumentrog – Lass die Blumen leben
Der bunte Blumentrog
Sommerblumengedicht
Viele bunte Sommerblumen
waren angepflanzt
im Blumentrog am Rathausplatz
als hübscher Blütenschatz.
Die bunten Sommerblumen
erfreuten alle sehr:
“Der Sommer zeigt sich in der Stadt,
wie schön, was will man mehr!”
Als ein Kind die Blumen sah,
da rief es froh: “Wie schön.
Es pflückte eine Tulpe ab,
und keiner hat´s gesehn.
Ein Mann trank eine Flasche leer,
und warf sie mit viel Schwung,
auf die Blütenköpfe drauf.
Manche knickten um.
Am Mittag spielten Kinder hier
Hüpfen, Ball, Versteck.
Der Ball fiel machmal in den Trog,
riß ein paar Blumen weg.
Eine Frau rief: Oh, wie fein,
mir fehlt auf dem Balkon
ein Pflänzchen, blau wie dieses hier.
Sie nahm´s und lief davon.
Ein Punker kam mit seinem Hund,
der hob sogleich das Bein
und pinkelte, man glaubt es kaum,
in die Blumen rein.
Am Abend, als es dunkel war,
da kam ein Mann daher,
Er pflückte einen ganzen Strauß
und nahm ihn mit nach Haus.
In der Nacht, es war schon spät,
hört´ man es krachen, schrein,
Ein Auto raste mit ´nem Knall
in den Trog hinein.
Traurig sah´s am Morgen aus
Die Blumen gab´s nicht mehr.
Der Blumentrog vorm Rathausplatz
war öd´, kaputt und leer.
Viele bunte Sommerblumen
hatte man gesehn
für einen Tag am Rathausplatz.
Sie waren wunderschön.
Wie die Geschichte weitergeht?
Der Blumentrog blieb leer.
Der Sommer zeigte sich dies Jahr
an diesem Platz nicht mehr.
© Elke Bräunling
Dieses Gedicht wurde zu der Melodie “Zehn kleine Negerlein” * geschrieben und kann danach gesungen werden.
(* Die Melodie dieses alten Lieds ist so nett und sollte nun nicht gänzlich wegen des politisch unkorrekten „N“-Wortes in Vergessenheit geraten. Was meint ihr?)
Eigentlich ist es ein trauriges Thema. Die bunten Blumen im Trog, voller Hoffnung und Freude gepflanzt, lebten nicht lange in diesem Trog am Rathausplatz. Nach und nach wurden sie zerstört oder ausgerissen. Und das geschah nicht einmal mit Absicht, sondern aus Nachlässigkeit und Gleichgültigkeit, ja, und aus Gedankenlosigkeit.
Gedankenlosigkeit. Viele „kleinen“ und „großen“ Umweltsünden resultieren aus Gedankenlosigkeit, ja, und das, finde ich, ließe sich ganz leicht ändern.
Einfach, indem man etwas sorgfältiger im Umgang mit der Natur nachdenkt … und handelt.
Vielleicht regt der etwas traurige Text zum Nachdenken etwas an?
Ein bunter Blumentrog, Bildquelle © LoggaWiggler/pixabay