Ein aufregender Tag im Steinzeitdorf
Sommergeschichte für Kinder – Einen Tag wie in der Steinzeit leben
„Ich will auch wie Markus und Britta morgen zum Ritterfest auf Burg Flockenstein gehen“, bettelt Pit.
„Ich auch!“, ruft Pia. „Dort gibt es einen alten Markt mit tollen Kostümen und so.“
Papa stöhnt. „Schon wieder Mittelalter? Letztes Wochenende waren wir beim Ritterturnier auf Altenfels, vor zwei Wochen beim Gauklermarkt und …“ Er schüttelt den Kopf. „Ich habe eine bessere Idee. Und spannend ist die bestimmt auch. Wetten?“
„Och.“ Pia und Pit sind enttäuscht. „Papas ‚bessere Ideen’ enden meist in Wanderungen oder Stadtbesichtigungen und darauf haben die Geschwister keine Lust. „Das ist überhaupt nicht spannend“, maulen sie.
„Wartet es nur ab!“ Papa tuschelt mit Mama und die Neugierde bei den Geschwistern wächst. Umso enttäuschter sind sie, als er früh am nächsten Morgen das Auto auf einen einsamen Waldparkplatz lenkt und das sagen sie auch.
Ihre Eltern aber hören nicht weiter auf ihr Murren. Sie grinsen und steigen zügig einen schmalen Weg bergan. Es dauert nicht lange, und sie haben den Gipfel des Berges, der von einem Felsgrat gesäumt ist, erklommen. Vor ihnen erstreckt sich eine weite, helle Hochebene und bei dem Tannenhain ein paar Schritte weiter stehen ein paar Hütten. Sie sind von einem Zaun aus Schilf umgeben und sehen seltsam und fremd aus.
„Wandererhütten sind das nicht“, stellt Pit fest. „Sie passen nicht hierher.“
„Sie sehen auch komisch aus“, findet Pia. „Alt irgendwie und sehr einfach.“
„Stimmt. Man könnte meinen, sie sind aus Stroh oder sonst einem Gras gebaut.“
Neugierig nähern sie sich den rätselhaften Hütten. Sie sehen wirklich sehr wackelig aus.
„Da sind ja Leute!“, ruft Pia da und deutet auf den Platz zwischen den Hütten. Hoho! Die sehen aber komisch aus in ihren ollen Lederklamotten und den Filzhaaren. Wie Steinzeitleute.“
„Schau mal!“, ruft Pit aufgeregt dazwischen. „Sie tragen auch Speere und Werkzeuge wie Steinzeitleute. Genau so habe ich sie in Büchern gesehen.“
„Klar“, sagt Papa. „Wir machen ja auch eine Zeitreise in die Steinzeit. Kommt, gleich gibt es Mittagsmahl.“
„Wie in der Steinzeit?“, fragt Pia.
Mama nickt. „Hier ist alles wie in der Steinzeit nachkonstruiert und ihr werdet sehen, wie die Menschen damals gelebt haben.“
„Boah! Das ist ja spannender als alle Ritterfeste auf einmal.“
Und spannend wurde er auch, dieser Tag in der „Steinzeit“. Mit anderen Steinzeitbesuchern haben Pia und Pit Hagebuttentee getrunken und über dem Feuer gegrilltes Wildschwein mit Wildkornbrei und Löwenzahn-Giersch-Salat und zum Nachtisch Waldfrüchte gegessen. Sie haben den Frauen bei der Hausarbeit und den Männern beim Werkeln mit Steinkeilen, Steinzeitmessern und Feuersteinen zugesehen, ja, und sie haben mit anderen Kindern viele tolle Steinzeitspiele gespielt: Baumhaus bauen, Verstecken, Holzspeere basteln und „Wildschweine“ jagen. Genau wie in der Steinzeit mussten sie aber auch arbeiten und im Wald Kleinholz für das Feuer und fürs Essen Früchte, Pilze und Wildkräuter suchen. Es war ein langer und toller Tag. Als sie spät am Abend nach einem leckeren Steinzeitlagerfeuermahl wieder im Auto saßen, waren sie ganz schön müde.
„Steinzeit ist mächtig anstrengend“, murmelt Pia und Pit meint leise: „Da geh ich morgen doch lieber wieder in die Schule. Jeden Tag Beeren und Kräuter und Holz sammeln, nein, das ist mir zu stressig.“
© Elke Bräunling
Steinzeitgirl, Bildquelle © TheGhostOfFreud/pixabay