Der kleine Stern und das helle Dunkel
Sternenmärchen im späten Herbst – Als der kleine Stern die Menschen suchte
Es wird am Abend früh dunkel, wenn die Uhren zurückgestellt werden und die Winterzeit beginnt. Eigentlich muss man schon am späten Nachmittag in den Zimmern das Licht einschalten, um etwas sehen zu können. Auch die Straßenlaternen tauchen schon viel früher Straßen und Gehwege in ihr helles, künstliches Licht. Daran muss man sich nach der langen, sonnigen Sommerzeit erst wieder gewöhnen, und nicht alle Menschen mögen diese frühe Dunkelheit. Sie mache traurig, sagen sie, und müde, freudlos, kalt.
Fühlst du dies auch so und wünschst du dir dann ein Licht herbei?
Der kleine Stern, der eigentlich oben am Himmel bleiben sollte und dennoch immer wieder ausbüxt und zur Erde hinab reist, hat da so eine Idee. Bestimmt würde dir diese auch gut gefallen, so wie dem kleinen Stern, der ein kleiner Träumer ist.
Doch lies selbst!
Der kleine Stern und das Dunkel der Winterzeit
Angestrengt starrte der kleine Stern zur Erde hinab in die kleine Stadt, der er immer wieder einmal gerne einen Besuch abstattete. Dieses Mal aber sah er nicht viel. Dunkel war es so früh am Nachmittag schon. Fast so dunkel wie die Nacht. Der kleine Stern wunderte sich.
„Warum ist es dort unten so früh schon dunkel?“, fragte er.
„Die Winterzeit hat dort begonnen. Ganz einfach“, brummte Petronius, der Sternenmaler.
„Winterzeit? Was ist das?“ Mit großen Sternenaugen starrte der kleine Stern den alten Himmelsmann an. „Ist das etwas Schlimmes?“
„Nein“, sagte Petronius. „Nichts Schlimmes. Winter ist ein Teil des Erdenlaufes. Er gehört zum Jahr. Die Menschen, so höre ich es aber leider immer wieder, bevorzugen jedoch die helleren, wärmeren Monate. Den Winter mögen sie am wenigsten gut leiden.“
Der kleine Stern nickte. Er erinnerte sich. Irgendwie ist ihm dies in den letzten Tagen und Wochen auch immer wieder einmal zu Ohren gekommen, wenn er unterwegs war und Menschengespräche belauschte. Es hatte ihn ein bisschen traurig gemacht, dass die Menschen, ganz besonders auch die Kinder, das Dunkel mieden und sich die helleren Tage mit den kurzen Nächten herbeisehnten. Das war schade, waren die dunklen Zeiten des Tages doch seine liebsten, hellsten. Wann auch sonst sollte er sein strahlendes Sternenkleid zeigen, wenn nicht an den dunklen Abenden und in den Nächten? Was aber, wenn die Menschen ihn dann nicht sahen? Schien es doch, als würden sie das Dunkel meiden und ins Licht der Häuser fliehen.
„Wie sollen sie mich sehen, wenn sie nicht zu mir in den Himmel hinauf blicken? Oh, das ist nicht gut. Ich fürchte, ich werde den Winter auch nicht mehr leiden mögen“, murmelte er. „Es sei denn …“
Der kleine Stern hatte eine Idee. Wenn sie nicht zu ihm herauf schauten, weil sie an dunklen Momenten des Tages nicht draußen unterwegs waren, so musste er zu ihnen hinunter gehen. Vor ihre Fenster würde er sich setzen und sein Licht in ihre Häuser hinein strahlen. Hell würden sie es haben und zu ihm heraus würden sie blicken und … Ja, das wäre fein. Der kleine Stern lachte hellauf.
„Genau so werde ich es machen. Ich bringe ihnen das helle Dunkel. Freuen werden sie sich alle. Und ich, ich freue mich auch.“
© Elke Bräunling
Der kleine Stern und das helle Dunkel
Kurze Fassung in einfacher Sprache
Das Jahr ging langsam zu Ende, und die Tage wurden kürzer.
„Warum ist es da unten auf der Erde so früh dunkel?“, fragte der kleine Stern seinen Lehrer im Himmel.
Der hieß Petronius und war ein alter Sternenmaler.
„Das ist normal im späten Herbst und im Winter“, antwortete Petronius. „Die Menschen mögen diese Zeit im Jahr oft nicht. Deshalb bleiben sie lieber in ihren warmen Häusern.“
„Wie schade!“ Der kleine Stern war traurig. „Wie sollen sie mich sehen, wenn sie nicht nach oben schauen?“, murmelte er.
Aber dann hatte er eine Idee. „Wenn sie nicht zu mir herauf blicken, gehe ich eben zu ihnen hinunter auf die Erde“, überlegte er.
Er würde sich vor ihre Fenster setzen und den Menschen sein Licht schenken. Dann würden sie das helle Sternenlicht sehen und sich freuen.
„Ja! So mache ich es! Ich bringe ihnen das helle Dunkel!“, rief der kleine Stern fröhlich. „Freuen werden sie sich alle. Und ich, ich freue mich auch.“
Und nun leuchtete der kleine Stern noch heller als zuvor. Aus Freude.
© Elke Bräunling
Kleiner Stern, Bildquelle © geralt/pixabay
Hallo liebe Elke Bräunling,
bin auf ihre Geschichen gestoßen und lies schon eine ganze Zeit, wunderschöne tolle Texte. Ich bin Trauerbegleiterin und wir planen wieder unsere Gedenkfeier für Verwaiste Eltern, deshalb suche ich eine Geschichte, die dort vorgelesen werden kann, Thema Stern, Licht im Dunkel…
Darf ich fragen, ob sie mir eine passende Geschichte nennen würden, die wir vorlesen könnten, dann Sterne an einen Baum hängen…
VIelen lieben Dank im Voraus!
Hallo Ingrid,
danke für Ihre aufbauenden Worte zu meinen Geschichten. Es freut mich.
Zu Ihrer Frage: Es gibt sehr viele Sternengeschichten im Blog. Geben Sie einfach “Stern” in die Suchmaske ein, dann werden Sie fündig.
Passend zu Ihrer Gedenkfeier fallen mir auf Anhieb die Geschichten um den kleinen Sternenengel, besonders “Der kleine STernenengel und die Hoffnung” ein. Auch sehr schön und passend wäre “Die Musik der Sterne” und die Geschichten vom kleinen Stern.
Schauen Sie einfach mal gezielt nach diesen Stichpunkten.
Viel Erfolg und liebe Grüße, Elke