Der kleine Wintergeist wartet auf die bunten Tage

Fastnachtsmärchen – Der kleine Wintergeist möchte endlich wieder Fasching feiern

„Hoho! Wann beginnen endlich die bunten Zeiten?“
Der kleine Wintergeist wunderte sich. Er schnupperte auch, doch er konnte das Bunt jener lauten Tage im späten Winter auch nicht riechen. Still war es ringsum und der Duft nach Eis, Schnee und Rauch lag in der Luft. Was war los? Hatte er dieses lustige Winterfest der Menschen verschlafen?
„Nein!“, rief er. „Ich habe aufgepasst. Dieses Menschenfest mit den bunten, lärmenden Gestalten würde ich niemals verschlafen. Im Gegenteil. Mitfeiern möchte ich wie im letzten Jahr.“ Er lehnte sich an den Felsen vor seiner Höhle und sah ins Tal hinab. „Oh, schön war das! Und fröhlich. Und ich war dabei. Durch die Straßen sind wir gezogen und gesungen haben wir, getanzt, gelacht und viel Spaß gehabt.“
„Ein seltsames Fest muss das sein“, brummte der Rabe, der über ihm auf einer Felsnase saß. „Menschen, die auf den Straßen lachen, tanzen, singen kenne ich nicht. So ein Fest passt nicht zu ihnen. Sie sind immer sehr ernst und denken, scheint mir, nur ans Arbeiten. Das musst du geträumt haben.“
„Nein!“ Der kleine Wintergeist schüttelte den Kopf. „Es ist ein seltsames Fest. Ein seltsam Schönes, und das habe ich nicht geträumt. Getanzt habe ich. Bunte Papierschlangen haben Kinder mir um den Hals gelegt und mit vielen kleinen bunten Tupfern haben sie mein Haar geschmückt. Und ein lustiges Lied haben wir gesungen. Ein Lied, das die Menschen nur für mich singen, wenn sie in jenen Tagen durch die Straßen ziehen.“
„Ein Lied für dich?“ Der Rabe staunte. „Hoho! Hat es so etwas je gegeben?“
„Du musst dich nicht über mich lustig machen, du schwarzer Kerl! Auch Wintergeister singen gerne.“
Der Rabe lachte heiser auf. „Du-hu kannst si-hi-hingen?“, jappte er und schlug vergnügt mit den Flügeln. „Lass es mich hören, dein Lied, das die Menschen für dich singen!“
„Wenn’s weiter nichts ist!“ Der kleine Wintergeist stemmte seine Füße, die in Wolffellstiefeln steckten, in den Boden und hob die Arme. Er atmete noch einmal tief durch, dann sang er:
„Wir treiben heut den Winter fort weit weg an einen andern Ort. Den Frühling wollen wir nun sehn, der Winter, der soll endlich gehn. Lala lala lala lalaaa …“
Er sang laut und sehr falsch. So falsch, dass der Rabe am liebsten schnell davon geflogen wäre. Aber das Lied war so lustig und er musste lachen. Ein lautes Krächzlachen war es.
„Hoho! Hihi! Du singst ein Lied, das dich vertreibt?“ , rief er.
Der kleine Wintergeist lachte auch. „Niemals kann mich ein Lied vertreiben? Ha! Was für eine lustiger Gedanke!“
Wieder begann er zu singen. Er sang und sang, bis er keine Puste mehr hatte und so müde war, dass er sich für ein Nickerchen in seine Höhle zurückzog.
Der Rabe aber kicherte lange noch. Bis ins Tal hinab konnte man sein leises Krächzkichern hören.
„Hört ihr? Der Frühling wacht auf!“, sagten die Menschen in der kleinen Stadt und lächelten. „Bald wird er da sein und mit uns Fasching feiern. Den Winter werden wir vertreiben dann. Hurra!“

© Elke Bräunling

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Der kleine Wintergeist feiert Fasching, Bildquelle © Efraimstochter/pixabay

 

 

Funky, Musik Paul Walter

 

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