Als die kleine Wildbiene Oma Klug besuchte
Frühlingsmärchen für Groß und Klein – Eine blütenduftige Einladung für die kleine Wildbiene
Es war ein schöner Tag im späten Winter und die Sonne strahlte hell vom zartblauen Frühlingshimmel auf das Land hinab. Überall hin schickte sie ihre Strahlen. Auch Oma Klugs Küchenfenster tauchte sie in ein fröhliches Licht.
Die alte Dame freute sich. „Hallo, Frühling! Bist du schon da? Oh, wie schön ist das! Ich liebe frühlingswarme Spätwintertage!“ Und schnell öffnete sie das Fenster. „Sei willkommen, Frühling! Komm herein in die gute Stube!“
Sie schloss die Augen, atmete ein paar Mal tief ein und aus und genoss die Wärme der Sonnenstrahlen. Wie gut sie taten!
„Schön, dass du uns einen so frühen Besuch abstattest, Frühling!“, murmelte sie.
Dann nahm sie den Topf mit den Blumenzwiebeln, aus denen viele kleine blaue Traubenhyatzinthenblümchen in der Winterwärme der Küche gediehen waren, und stellte ihn aufs Fensterbrett.
„Genießt die Frühlingssonne!“, sagte sie. „Heute Abend sollt ihr wieder euren Platz auf dem Küchentisch haben. Die Nächte sind noch zu kalt und frostig für euch Blüten.“
Kalt und frostig? Darunter konnten sich die Blümchen nichts vorstellen. Aber sie freuten sich, die Sonne auf ihren Blütenblättern zu spüren, und sandten süße Blütendüfte in den Frühlingstag hinaus.
„Kommt uns besuchen, ihr Bienen und Käfer und Schmetterlinge!“, riefen sie ihren Düften hinterher. „Lasst uns diesen Frühlingstag gemeinsam feiern! Hört ihr?“
„Ja! Klar! Ich höre euch und gleich bin ich auch schon da!“, antwortete eine Biene vom Garten her. „Euer Duft hat mich gerade aus dem Winterschlaf geweckt.“
Schon brummte eine Wildbiene herbei und landete auf einer Blüte. „Danke für die Einladung! Ihr erlaubt, dass ich ein wenig von eurem duftenden Nektar nasche? Der Winterschlaf hat mich hungrig gemacht.“
„Aber ja!“ „Bedien dich!“ „Dazu ist unser Nektar ja da!“ „Greif zu!“, antworteten die Blüten, und sie lächelten so lockend süß, dass sich die kleine Biene nicht mehr zurückhalten konnte und hungrig von Blütenkopf zu Blütenkopf schlüpfte und ihren Hunger stillte.
Noch mehr Bienen besuchten an diesem Nachmittag die Traubenhyazinthen auf Oma Klugs Fensterbrett. Auch zwei Hummeln, ein Marienkäfer und ein Zitronenfalter labten sich am Nektar der Blüten. Es herrschte ein lebhafter Betrieb und ein fröhliches Brummsummen, bis die Sonne weiterzog und winterliche Kühle die Bienen zum Aufbruch gemahnte.
„Bis morgen vielleicht!“, rief die Wildbiene den Blüten zu. „Und danke für die Einladung. Es fühlt sich gut an, satt zu sein. Der Besuch bei euch hat mich sehr gefreut.“
„Mich auch“, murmelte Oma Klug. Sie lächelte. Einen wunderschönen Nachmittag hatte sie am Fenster mit den Blümchen und ihren Frühlingsgästen verbracht. Sie nahm den Blumentopf und stellte ihn wieder ins Warme.
„Vielleicht kommen sie ja morgen wieder, die Bienen und die Frühlingssonne“, versprach sie den Blümchen.
Ja, vielleicht.
© Elke Bräunling
Besuch der kleinen Wildbiene, Bildquelle © Schwoaze/pixabay
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