Sommerkinder im Winter
Wintergeschichte für Groß und Klein – Im Winter “wohnt” der Sommer in Omas Vorratskeller
„Manchmal ist der Winter richtig doof“, sagt Pia zu Oma Wolke, die sie am Gartenzaun getroffen hat.
„Warum?“, fragt Oma Wolke. „Magst du den Schnee und das Sonnenwetter mit diesem märchenblauen Himmel nicht leiden?“
Pia seufzt. „Doch. Schon. Schnee ist toll. Aber kalt. Guck mal, wie kalt er ist!“
Sie streift die Fäustlinge ab und streckt der Nachbarin ihre Hände entgegen. Die fühlen sich wirklich sehr kalt an.
Oma Wolke nickt. „Du hast recht. Deine Finger fühlen sich an wie kleine Eiszapfen. Und soll ich dir etwas verraten? Meine auch.“
„Und soll ich dir mal auch etwas verraten?“, fragt Pia.
„Aber immer. Ja.“
„Das Allerschönste am Winter ist, dass man auf den Sommer nicht mehr ganz so lange warten muss. Man kann die Tage zählen und es werden immer weniger“, verrät Pia.
„Zählst du sie denn?“, fragt Oma Wolke und ein Lächeln übermalt ihr Gesicht.
„Aber ja. Klar. Und dann mache ich die Augen zu und stelle mir vor, den Sommer zu riechen. Und zu schmecken.“ Pia seufzt wieder. Es ist ein Sehnsuchtsseufzen. „Dann denke ich an Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Blaubeeren, Pfirsiche und Aprikosen. Das ist schön, aber es macht den Hunger auf Sommer noch größer.“ Sie schließt die Augen für einen Moment, öffnet sie wieder und sieht die Nachbarin an.
„Aha!“, stellt die fest. „Du bist hungrig?“
Pia nickt.
„Und du hast Sehnsucht nach den Kindern des Sommers?“
Pia nickt wieder. „Sehr sogar, wenn du mir verrätst, wer sie sind, diese Sommerkinder.“
„Die Früchte. Wer sonst?“, antwortet Oma Wolke. „Sie sind es und ein paar von ihnen habe ich im letzten Sommer eingefangen, eingeweckt und gut aufbewahrt. Sie trösten mich an kalten Wintertagen mit warmen Sommersehnsuchtsgedanken. Und weißt du: Heute ist so ein Tag! Magst du mitkommen?“
„Oh ja!“, ruft Pia und klatscht vor Freude in die Hände. „Lass sie uns aufwecken, die Kinder des Sommers!“
Dann geht sie mit Oma Wolke in den Oma-Wolke-Vorratskeller, wo die Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Blaubeeren, Aprikosen und all die anderen Früchte vom letzten Sommer in Gläsern und Flaschen als Kompott, Marmelade, Gelee und Saft eingeweckt darauf warten, an kalten Herbst- und Wintertagen aufgeweckt und verspeist zu werden.
© Elke Bräunling
Omas Kompott im Keller, Bildquelle © jarmoluk/pixabay
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Hör mal, Oma! Ich erzähle Dir eine Geschichte zu Festen im Winter
mit festlichen Geschichten und Märchen in der neuen Reihe
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das erinnert an meine Kindheit, gefällt mir
Das Obsteinwecken war schon eine tolle Sache. Nein, es IST eine tolle Sache.
Ja, das stimmt, das Einwecken war für mich als Kind eine tolle Sache.
Den Gummiring auflegen dürfen und und auch wieder aufziehen beim Öffnen.
Elke, das sind geweckte Träume in mir. Und das in meinem fortgeschrittenen Alter.
Schade nur, dass das Einkochen aus der Mode gekommen zu sein scheint. Oder irre ich mich!
Christoph
Ich glaube, seit einigen Jahren ändert sich die Einstellung hier wieder. Ich weiß von vielen jungen Menschen, die wieder Vorräte anlegen und darauf auch ganz stolz sind. Mit Recht. … (Nur ich bin zu faul dazu …)