Die kleine Waldmaus und das Ende des Herbstes
Kleine Tiergeschichte für Kinder – Wie verbringen Waldmäuse den Winter?
Der Herbst verabschiedete sich langsam und die Tiere des Waldes warteten auf den Winter.
Noch war die Luft sonnenwarm und das Leben fühlte sich an wie immer.
„Man kann sich an diesen außergewöhnlichen Wintersommer glatt gewöhnen“, sagte Opa Maus und die kleine Waldmaus überlegte, was er mit ‚Wintersommer‘ wohl meinte. Sie kannte nur den Sommer und den Herbst und ein bisschen auch den Frühling, und sie mochte diese Zeiten alle gut leiden. Unter Winter aber konnte sie sich nichts vorstellen.
„Den Winter“, sagte Opa Maus, „kann man schlecht erklären. Erleben muss man ihn.“ Und nach einer kleinen Pause fügte er hinzu. „Und überleben.“
Die kleine Waldmaus erschrak ein wenig. „Überleben?“, fragte sie. „Warum? Ist der Winter gefährlich für uns Mäuse?“
Der Mauseopa nickte. „Wenn wir uns nicht an die Regeln halten, kann er uns das Leben kosten. Ein gefährlicher Kerl ist er. Und tückisch zuweilen.“
Gefährlich? Und tückisch?
Die kleine Waldmaus beschloss, diesen Winter, wer oder was er auch immer sein mochte, nicht zu mögen.
„W-was kann passieren? Ist er unser Feind, dieser Winter?“, fragte sie voller Furcht. Ein bisschen zitterte sie sogar.
„Nichts passiert, wenn du dich an die Regeln hältst“, tröstete Opa Maus. „Wenn du die Winterzeit brav in der Mausehöhle verbringst, kann dir keiner etwas anhaben. Die Kälte des Winters ist unser Feind. Der Frost, der Schnee und das Eis. Und der Hunger. Draußen nämlich findest du im Winter nur wenig zu essen. Zu wenig.“ Und weil ihn die kleine Maus nun noch ängstlicher ansah, fügte er schnell hinzu: „Aber in unserer Höhle haben wir es warm und die Futtervorräte sind reichlich. Das muss uns nicht fürchten.“
Die kleine Waldmaus nickte langsam.
„Der Winter muss uns also nicht fürchten“, wiederholte sie. „Wir müssen nur in unserer Höhle bleiben und warten, bis seine Zeit weiter gezogen ist.“
Wieder nickte Opa Maus. „Genau so ist es, kleine Maus. Abwarten und ein langes Schläfchen halten. Dann ist der Winter nicht schlimm.“
„Nicht schlimm!“, wiederholte die kleine Maus.
Der Abschied vom Herbst fiel ihr nun noch ein bisschen schwerer. Sie überlegte und stellte sich ein Leben, das für eine lange Zeit nur in der Höhle stattfand, vor.
„Aber langweilig könnte es sein“, meinte sie dann. „Sag, Opa Maus, und wann kommt dann der Frühling?“
© Elke Bräunling
Winterwald, Bildquelle © shogun/pixabay