Das Schneckenhaus
Tiergeschichte mit Arbeitsanregungen für Klein und Groß – Vom Wunsch, sich in ein Schneckenhaus zu verkriechen
Am Ende der Seite findest du diese Geschichte gekürzt und in einfacher Sprache
„Ich schenk dir etwas!“, sagte der kleine Junge zu seiner Mutter. Er griff in seine Hosentasche und zog ein Schneckenhaus hervor.
„Oh, ein Geschenk? Für mich?“ Die Mutter freute sich. „Ein Schneckenhaus! Wie schön! Darin kann ich mich verkriechen, wenn ich einmal traurig bin oder müde.“
„Hoho!“ Der Junge lachte. „Das möchte ich sehen!“
Die kleine Schnecke aber, die im schattigen Gras saß, erschrak. „Diese Menschen brauchen unsere Häuser? Das darf doch nicht wahr sein!“
Sie machte sich sofort auf den Weg, ihren Freunden die Schreckensbotschaft zu überbringen. Dabei gab sie gut acht, dass sie nicht gesehen wurde. Es wäre doch schrecklich, wenn man ihr das Häuschen stehlen würde. Was für seltsame, unangenehme Gedanken. Und überhaupt: Wie wollten diese großen Menschen in ihr kleines Schneckenhaus kriechen?
„Ich muss herausbekommen, was sie im Schilde führen. Manchmal sagen sie komische Sachen, die gar nicht stimmen können!“, murmelte sie und hielt an.
„Wohin des Weges, liebe Frau Schnecke? Mir scheint, Ihr seid etwas unschlüssig heute …?“
Der große schwarze Hirschkäfer war es, der ihren Weg gekreuzt hatte.
„Haben Sie ein Problem, Werteste?“
„Ach, ach!“ Die Schnecke seufzte ein bisschen. „Ich bin verwirrt. Sie glauben nicht, was ich gerade da drüben bei den Menschen gehört habe!“
Und weil der Hirschkäfer erst einmal wissen musste, was er denn nicht glauben könne, erzählte sie ihm von dieser seltsamen Sache.
„Und was meinen Sie dazu?“, fragte sie abschließend.
„Hm!“, machte der Hirschkäfer und noch einmal: „Hm!“ Dann kratzte er sich, spreizte kurz die Flügel und sagte: „Vermutlich kann ich da nicht behilflich sein, denn etwas Derartiges habe ich noch nie gehört. Es mutet ein wenig seltsam an, sehr seltsam sogar.“
„Nicht wahr?“ Die kleine Schnecke nickte eifrig. „Das geht nicht mit rechten Dingen zu.“
„Vielleicht können Ihnen die Bienen vom Bienenstock am Rande der Wiese weiterhelfen? Die haben, so ist es mir bekannt, viel mit den Menschen zu tun, und wie es scheint, geht es ihnen gut damit.“
„Ach, mein Lieber, bis ich am Rand der Wiese angekommen bin, ist es Nacht. Das ist mir zu mühsam. Ich glaube, ich werde erst einmal hier sitzenbleiben, mich in mein Häuschen verziehen und abwarten, was passieren wird. Ich bin heute schon so viel gekrochen und dazu noch dieser Schreck. Mir ist gar nicht wohl!“
Der Hirschkäfer nickte. „Ja, ruht euch aus, Gnädigste! In der Ruhe liegt die Kraft und wo findet man sie besser als in einem Schneckenhaus?“ Er stutzte. „Ich muss offen sagen: Manchmal wünschte ich mir auch so ein Häuschen auf meinem Rücken. Es ist praktisch, wenn man sich einfach so verkriechen kann.“
„Genau das haben die Menschen auch gesagt“, murmelte die Schnecke, die schon halb eingeschlafen war. „Aber dafür ihr seid alle zu viel groß. Ihr Käfer und die Menschen auch. Daran ändert keiner etwas und das ist gut so. Aber warum wollen sich alle verkriechen? Wünscht man sich das so? Ach! Auch darüber muss ich nachdenken.” Sie gähnte laut. “Und schlafen muss ich jetzt. Leben Sie wohl, lieber Freund!“
Und ehe der Käfer noch etwas sagen konnte, war sie in ihrem Schneckenhaus verschwunden.
© Elke Bräunling
Kleine Arbeitsanregungen
– Was bedeutet es, wenn man sagt, man wolle sich in ein Schneckenhaus verkriechen? Und wie fühlt man sich gerade, wenn man das sagt?
– Kennst du dieses Gefühl auch?
– Denke dir aus, wie gemütlich es sich anfühlt, wenn man sich “verkriecht”? Fühle es!
– Male ein Schneckenhaus, und vielleicht auch einen Hirschkäfer?
– Und nun male, wie du in ein Schneckenhaus hinein krabbelst. Das wird bestimmt ein lustiges Bild
– “In der Ruhe liegt die Kraft!” Was bedeutet dieser Spruch des Käfers?
– Und worüber wird die Schnecke nun nachdenken? Was meinst du?
Suchst du noch eine Schneckengeschichte? Hier findest du “Die müde Schnecke”
Schneckenhaus, Bildquelle © KAVOWO/pixabay
Das Schneckenhaus
Kurze Fassung in einfacher Sprache
Einmal schenkte ein Junge seiner Mama ein Schneckenhaus! Es war leer.
Die Mama freute sich sehr darüber. „Wie schön!“, sagte sie. „Ein Schneckenhaus! Darin kann ich mich verkriechen, wenn ich einmal traurig bin oder müde.“
„Das möchte ich sehen!“, sagte der Junge. „Das sieht bestimmt lustig aus, wenn du in ein Schneckenhaus krabbelst.“
Dann lachten die beiden. Aber die kleine Schnecke, die im Gras saß, erschrak.
„Diese Menschen nehmen uns unsere Häuser weg! Das darf doch nicht wahr sein!“, dachte sie.
Schnell lief sie zu ihren Freunden und erzählte, was sie gehört hatte.
„Was haben diese große Menschen mit unseren kleinen Häusern vor?“, rief sie.
Ein großer schwarzer Käfer, der gerade vorbeikam, hörte ihre Sorgen.
„Das klingt seltsam. Das habe ich noch nie gehört!“, sagte er. „Geh zum Bienenstock zum Rand der Wiese“, schlug er vor. „Die Bienen haben oft mit den Menschen zu tun. Sie kennen sich aus.“
Aber die Schnecke war müde und wollte nicht mehr so weit laufen. „Ich habe mich so sehr erschrocken und muss mich erst ausruhen“, antwortete sie dem Käfer.
„Ja, tu das! Ruhe dich aus! In der Ruhe liegt die Kraft!“, sagte da der Käfer. „Und Kraft findest du am besten in deinem Schneckenhaus.“ Er lächelte. „Ich muss offen sagen: Manchmal würde ich mir auch ein kleines Haus auf meinem Rücken wünschen. Es ist praktisch und wenn man seine Ruhe braucht, kann man sich einfach so darin verkriechen.“
„Genau das haben die Menschen auch gesagt“, rief die Schnecke. „Aber dafür ihr seid alle zu viel groß. Ihr Käfer und die Menschen auch. Daran ändert keiner etwas und das ist gut so. Aber warum wollen sich alle verkriechen? Wünscht man sich das so? Ach! Auch darüber muss ich nachdenken.“ Die Schnecke gähnte. „Und jetzt muss ich schlafen. Lebe wohl, lieber Freund!“
Und ehe der Käfer noch etwas sagen konnte, war sie in ihrem Schneckenhaus verschwunden.(1865 Zeichen)
© Elke Bräunling