Mia und der Geigenspieler vom Weihnachtsmarkt
Adventsgeschichte für Kinder – Vom Wünschen und Freude schenken und von schöner Musik
Am liebsten mag Mia auf dem Weihnachtsmarkt Benno, den Geigenspieler, und sie steht oft bei ihm und lauscht seiner Musik. Leider erfreut Bennos Geigenspiel nur wenige Leute, und kaum einer wirft eine Münze in den Hut auf Bennos Geigenkasten. Auch Benno, glaubt Mia, scheint keine Freude an seiner Musik zu haben. Er blickt immer so traurig drein.
„Warum lachst du nie?“, fragt Mia den traurigen Geiger.
„Ich kann mich nicht freuen“, antwortet der. „Niemand mag meine Musik hören.“
„Bin ich niemand?“, fragt Mia empört. „Mir gefällt deine Musik und ich wünsche mir zu Weihnachten eine Geige. Das ist mein größter Wunsch.“
Jetzt lächelt Benno ein wenig, und Mia wird mutiger.
„Was ist dein größter Wunsch?“, fragt sie.
Benno seufzt. „Meinen Wunsch kann man nicht in bunte Päckchen packen. Ich möchte gerne so wunderschöne Musik machen, dass die Leute beim Zuhören für eine Weile ihre Sorgen vergessen. Auf einer Bühne möchte ich stehen, vor vielen tausend Leuten, und alle sollen sich freuen. Das wäre schön! Aber leider“, fügt er leise hinzu, „ist das einer von den Wünschen, die nie in Erfüllung gehen.“
Er hebt die Geige und beginnt zu spielen. Ein Weihnachtslied, das traurig klingt und sehnsüchtig.
Nachdenklich schlendert Mia weiter über den Weihnachtsmarkt. Würde Bennos größter Wunsch wirklich nie in Erfüllung gehen?
„Man müsste tausend Leute suchen“, überlegt sie. „Aber wie?“
Und weil ihr nichts Besseres einfällt, fragt sie jeden, den sie trifft: „Kennt ihr tausend Leute, die wunderschöne Musik hören und sich freuen möchten?“
Die Leute lachen nur. Die Bretzelfrau aber, die Bennos Musik auch über alles liebt, hat eine Idee:
„Ich wüsste, wem man eine Weihnachtsfreude bereiten könnte“, überlegt sie, „doch viele tausend Leute sind das nicht.“
„Egal“, sagt Mia. „Wenn sie sich nur freuen!“
„Bestimmt!“
Die Bretzelfrau nimmt ihren Korb und führt sie zu einem hässlichen, alten Haus mit einem hässlichen, dunklen Hof in einer hässlichen, engen Gasse nicht weit entfernt vom glitzernd bunten Weihnachtsmarkt. Es ist hier so dunkel, dass Mia friert. Und da leben Menschen?
Mia ist erschrocken. Hier gibt es bestimmt nicht viel zum Freuen.
Das denkt die Bretzelfrau wohl auch, denn sie sagt: „Hier könnt ihr mit eurer Weihnachtsmusik etwas Gutes tun.“
Mia nickt. „Bestimmt.“
Gemeinsam mit einigen Bewohnern des alten Hauses bauen sie in dem dunklen Hof eine kleine Bühne auf. Und die Kinder laufen jubelnd durch die enge Gasse und rufen:
„Kommt heute Abend! Kommt alle! Im Hof gibt es eine wunderschöne Weihnachtsmusik!!!“
Das spricht sich schnell herum, und viele sagen: „Wir kommen gerne.“
Das hört auch Bäcker Maier am Ende der engen Gasse, und ihm gefällt die Idee so gut, dass er große Körbe mit Brezeln, Brötchen, Lebkuchen und Weihnachtsplätzchen packt. Er sagt auch seinem Freund, dem Metzger Müller, Bescheid, und der hat auch einige Tüten voller Bratwürstchen für das Fest übrig. Ja, und sonst tut sich auch noch einiges.
Ach, wenn Benno das hört, denkt Mia voller Vorfreude. Der wird sich bestimmt riesig freuen.
Und ja, Benno staunt nicht schlecht, als Mia ihn später zu dem hässlichen, alten Haus führt.
Doch was ist das? Viele Menschen aus dem Haus, aus der Gasse und aus der Stadt, junge und alte, arme und nicht ganz so arme, vornehme und weniger vornehme, warten in dem gar nicht mehr hässlichen Hof, der von Schein vieler Kerzen erhellt ist, und alle rufen:
„Fang an zu spielen, schnell, fang an!“
Und da fängt Benno an. Er spielt und spielt und er hat noch nie so gut gespielt wie an diesem Abend. Das finden auch seine Zuhörer, wenn es auch keine viele tausend sind. Sie singen, tanzen und freuen sich. Ein Lächeln liegt auf ihren Gesichtern, so glücklich und froh, wie man es in dem dunklen Hinterhof schon lange nicht mehr gesehen hat.
© Elke Bräunling
Hier erzählt dir Regina Meier zu Verl die Geschichte
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Geigenspielerin, Bildquelle © JPataG/pixabay